tinnitus
Was kann man machen?Was ist ein TINNITUS?
Ohrgeräusche (Tinnitus aurium oder kurz Tinnitus) können ganz verschiedene Ursachen haben. Nur sehr selten sind sie Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung. Manchmal tritt ein Tinnitus auch ganz ohne erkennbaren Grund auf – dann dauert er normalerweise nicht länger als eine Minute. Bei manchen Menschen halten die Ohrgeräusche aber über längere Zeit an. Wenn sie länger als drei Monate bestehen bleiben, spricht man von einem chronischen Tinnitus.
Wie macht sich ein Tinnitus bemerkbar?
Tinnitus ist der lateinische Begriff für „Klingeln“. Das Geräusch, das man bei einem Tinnitus wahrnimmt, kann aber auch ein Pfeifen, Summen, Brummen, Rauschen, Klicken oder Klopfen sein. Es kann in einem oder beiden Ohren zu hören sein. Für manche Menschen fühlt es sich so an, als ob das Geräusch aus dem Kopf stammt; für andere, als würde es von außen kommen. Ein Tinnitus kann dauerhaft da sein oder kommen und gehen; manchmal ist es kaum zu hören, dann wieder sehr laut. Ein Tinnitus kann, muss aber nicht mit einem Hörverlust einhergehen. Meist können Menschen mit einem Tinnitus normal hören.
Wie kommt es zum Tinnitus?
Sehr oft ist ein Tinnitus die Folge von Lärm, der die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr schädigt. Dazu kommt es vor allem bei Menschen, die sich häufig in einer lauten Umgebung aufhalten oder infolge eines akustischen Traumas (Knalltrauma). Davon spricht man, wenn das Gehör für kurze Zeit einer extremen Lautstärke ausgesetzt ist, zum Beispiel bei einer Explosion oder einem Schuss aus nächster Nähe.
Andere mögliche Ursachen für einen Tinnitus sind:
– Verstopfung des Gehörgangs mit Ohrenschmalz
– chronische Mittelohrentzündung
– geplatztes Trommelfell
– Otosklerose: eine Knochenerkrankung im Mittel- und Innenohr, die zu Hörverlust führt
– Menière-Krankheit: eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch Tinnitus, Schwindel und Hörverlust äußert
– Probleme mit den Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk
Warum die Ohrgeräusche bei einem Hörschaden durch Lärm entstehen und was genau dabei passiert, ist nicht abschließend geklärt. Dies erschwert auch eine wirksame Behandlung. Eine Theorie unter verschiedenen anderen besagt, dass die zerstörten oder gereizten Sinneszellen der Hörschnecke keine Signale mehr an das Gehirn weiterleiten. Auf das Ausbleiben echter Signale reagieren die Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns mit verstärkter Aktivität und melden „Phantomgeräusche“ – ähnlich wie bei der Entstehung von Phantomschmerzen nach einer Amputation.
Es wird diskutiert, ob Tinnitus durch Stress ausgelöst werden kann. Der Zusammenhang ist jedoch unklar. Entspannungsmaßnahmen haben zumindest bisher keinen direkten Einfluss auf die Ohrgeräusche gezeigt.
Wie häufig ist Tinnitus?
Tinnitus ist verbreitet: Zwischen 5 und 15 % aller Erwachsenen erleben irgendwann eine länger andauernde Tinnitus-Episode. Bei etwa 10 bis 20 % der Menschen mit Tinnitus sind die Ohrgeräusche so stark, dass sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und eine Behandlung nötig ist.
Am häufigsten kommt Tinnitus ab dem 50. Lebensjahr vor. Selten können Ohrgeräusche aber auch schon bei Kindern auftreten. Für jeden Menschen ist es wichtig, sich vor zu lauten Geräuschen zu schützen. Ein einfaches Mittel ist, Orte mit hohem Lärmpegel zu meiden oder sich zum Beispiel mit Gehörschutzstöpseln zu schützen. Das verringert das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen oder dass ein schon bestehender Tinnitus chronisch wird.
Wie wird ein Tinnitus behandeld?
Für jeden Menschen ist es wichtig, sich vor zu lauten Geräuschen zu schützen. Ein einfaches Mittel ist, Orte mit hohem Lärmpegel zu meiden oder sich zum Beispiel mit Gehörschutzstöpseln zu schützen. Das verringert das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen oder dass ein schon bestehender Tinnitus chronisch wird. Die Behandlung eines Tinnitus hängt von der Ursache ab. Eine zugrunde liegende Erkrankung wird behandelt – zum Beispiel mit Medikamenten gegen Bluthochdruck. Ist eine Therapie möglich, verschwindet meist auch der Tinnitus.
Bei unbekannter Ursache ist die Behandlung allerdings schwieriger. Ziel ist dann vor allem, die Beschwerden zu lindern und Wege zu finden, um trotz Tinnitus gut im Alltag zurechtzukommen. Wenn der Tinnitus mit einem Hörverlust einhergeht, kommt außerdem ein Hörgerät infrage. Gegen Ohrgeräusche werden zahlreiche Mittel angeboten – zum Beispiel pflanzliche Präparate, Nahrungsergänzungsmittel und verschiedene Medikamente wie Kortison oder Carbamazepin. Für keine dieser Behandlungen ist nachgewiesen, dass sie hilft. Einige sind aber mit Nebenwirkungen verbunden.
Am besten untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), bei der man lernt, mit einem chronischen Tinnitus besser zurechtzukommen. Dadurch verschwinden zwar nicht die Ohrgeräusche, aber die Lebensqualität kann sich verbessern. Bei einem plötzlich einsetzenden Tinnitus wird oft eine sofortige Infusionstherapie angeboten, beispielsweise mit Kochsalz – besonders wenn der Tinnitus mit einem Hörsturz verbunden ist. Manchmal wird auch eine Infusion mit Hydroxyethylstärke (HES) gegeben. Es gibt jedoch keine Studien, die belegen, dass Infusionen mit diesem Mittel helfen. Im Gegenteil, HES kann schwere allergische Reaktionen mit Juckreiz am ganzen Körper auslösen.
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Quellen:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, TKK Krankenkasse
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNOKHC). Chronischer Tinnitus (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 017-064. 02.2015.
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNOKHC). Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). S1-Leitlinie. AWMF-Registernr.: 017-010. 01.2014.
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